03.09.2024
18°5′N 15°58′W
Nouakchott
Sand Sand überall Sand
Wieder special VIP treatment fürs Visum, ich bin erneut leicht amüsiert
Fahrt in die Stadt
“Welcome to Bahamas”, der Pfeil auf dem Schild zeigt nach rechts
As if!
Die deutsche Botschaft preist auf Postern das Autoland Deutschland
So ist das
Man spricht über Schiffe, Fische, die Welt
04.09.2024
Flackernde Laternen in den Straßen
Ein Fischrestaurant am Abend
Etwas Auslauf
Am Morgen: ein Besuch am Fischereihafen Nouakchott
Bunte Schiffe
Gewusel
Das organisierte Chaos
Fisch wird angelandet und landet im Sand
Vor Kurzem lagen hier am Strand noch angespülte tote Migranten
Jetzt geht der Alltag weiter
Wir schauen zu, wir eine Porige ins Wasser gelassen wird
Es dauert
Hohe Wellen geben den Takt an
Eine Teamanstrengung
Die Farbe des Meers leicht unwirklich schön
Ein paar Esel
Behälter, mal groß, mal klein, voller Fische, mal große, mal kleine
Mit aufgerissenen Augen
Ihr Ende kam anscheinend überraschend
Eine kleine Fischhalle, es stinkt
Türme aus Netzen
Zwei Tischkicker aus einem Karren
Geschäftigkeit, wohin man schaut
Tote Fische von gestern, vorgestern, aus der Vergangenheit, vergessen im Sand, vertrocknet
Die Boote sind bunt, wie die Kleider der Frauen, der Himmel blau, das Leben irgendwie düster
Wir fahren zurück zum Hotel
Die Straßen der Stadt sind grau und staubig
In einer der Straßen der Stadt reiht sich ein Optiker an den anderen
Man versteht nicht so recht, wovon viele Autos zusammengehalten werden. Wahrscheinlich Hoffnung, ein bissen Wunder und etwas Klebeband.
Das Draußen ist heiß und stickig
Das Drinnen klimatisiert
Auf dem Weg zum Flughafen rechts und links kleine Bäume, bewässert
05.09.2024
20°57′N 17°2′W
Nouadhibou
Küstenwache mit Schildkröte, es gibt sie noch, wie schön
Man redet
Limetten und Orden
Eine Maus wird zweimal halb zertreten, beide Male unabsichtlich.
Wir sind etwas verstört.
Es scheint niemanden zu stören.
Der letzte Tag der Maus war kein schöner.
In diesem einen Raum ist es immer 10.18h
Auch draußen im Gang ist die Zeit stehen geblieben, nur zu einem anderen Zeitpunkt
“Wir essen zu viel Zucker”, sagt jemand. Und schüttet sich ein Päckchen Süßmittel in sein Naturjoghurt.
Hafenrundfahrt
Die Pirogen sind immer noch da. Bunt mit grauem Filter.
Die Gassen geschäftig wie immer
Es wird gearbeitet
Eine große Baustelle, wo vor zwei Jahren ein großes Nichts war. Es geht voran.
Abends fahren wir in der Dunkelheit hinaus aus der Stadt. Vorbei an “Zara” und “M&H”, dem neuen Euro Supermarkt, dem Plastikspielzeugladen, den unzähligen Apotheken, all dem städtischen abendlichen Gewusel, Restaurants, Menschen, die irgendwoher kommen oder irgendwohin gehen.
Ziel: Zelt
Es windet
Die obligatorische halbe (oder ganze?) Ziege wird aufgetischt (oder ist es, war es ein Schaf?), dunkle Datteln, bunt angerichtete riesige Platten mit dem üblichen allen möglichen
Die Männer tragen Blau, wir sitzen auf dem Boden
Nicht weit entfernt fährt der Zug vorüber
Später kommt Musik dazu, draußen, in der Mitte aller Zelte, den großen und kleinen
Mädchen tanzen, die Krieger nicht, Trommeln und krächzender Gesang, das Mikro ist zu nah
Rückfahrt durch die dunkle Nacht zum Hotel
Ob man die Sterne hätte sehen können?
06.09.2024
Man erzählt sich Geschichten
Im klimatisierten Restaurant, abends im Zelt, wenn es draußen windet
Ob sich wohl immer alles so zugetragen hat? Man wird es wohl nie erfahren.
Wir laufen durch das “village des pêcheurs”, das so eigentlich gar nicht heißt
Der Gestank ist unerträglich
Kinder reparieren kaputte Schiffsmotoren, Oktopusse werden eingesammelt
Ein alter Mann mit einer Nähmaschine näht irgendwelche Planen. Und den Gurt meiner Handtasche. Mit wenig Erfolg.
An der Ecke liegt eine tote Katze, halb zersetzt
Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen kam auch ihr Ende überraschend
Fischreste verrotten vor Türen
Es werden Bojen verkauft, durchsichtige Plastikkanister gefüllt mit noch mehr Plastikteilen
So schwimmt es sich gut
Alte Autoreifen, ein offizieller Toyotareparaturshop, Reifenkarkassen umfunktioniert zu BBQs
Draußen die gleißende Sonne, in den Werkstätten und Shops ist es düster
Leute verschwinden in der Dunkelheit und tauchen wieder aus ihr auf
08.09.2024
Ein Ausflug zum Cap Blanc
Das Ende der Welt, irgendwie
Eines der
Ras Nouadhibou
Entlang dem Grenzzaun zur Westsahara
Oder darüber hinweg
So genau wissen wir es nicht
Und niemand scheint es so richtig erklären zu können
Unsere Pässe haben wir trotzdem dabei, just in case
Wüste Mondlandschaft
Türkiser Sand
Zerfledderte Unterstände
Ein paar Fischerboote, teils wild schwankend
Vom Sand und der Zeit angeschliffene Glasscherben
Die Franzosen haben damals auf Flaschen geschossen
So die Geschichte
Verrostete Dosen
Rippeln im Sand
Es windet gewaltig am Ende der Welt
Die Klippen sind steil und überhängen, Abstand vom Abgrund eine gute Idee
Alle haben was zu erzählen, vom Meer, den Robben, den Fischern, angeschwemmten Migranten, der Vergangenheit, der Gegenwart
Weiter zum Strand
Ein toter Delfin
Wie überraschend sein Ende kam, kann man nicht sagen
Spekulationen
Ein schwarzes Schiffsskelett in mittlerer Entfernung, es ragt aus dem untiefen Wasser, es steckt für immer fest
Dann stecken auch wir fest, im Sand, unser 4×4 streikt
Luft wird aus den Reifen gelassen
Rien ne va plus
Der Fahrer des anderen Wagens kommt und holt uns aus dem Sand
Unser Fahrer hält sich von außen am Fenster fest und fährt so mit
Ein anderer hängt sich an die andere Seite, Balance wieder hergestellt
Wir fahren lachend über Fels und Sand
Richtung Mittagessen in der Baie de l’Étoile
Vorbei an einem einsamen Fischer, an einer hygienisch zweifelhaften Salzproduktion für Tiere
Uns erwartet ein Walskelett, Essen auf dem Boden in einem Holzhaus in Bootform
Man verbringt des Sonntag am Meer, unzählige Zelte, Familien, Fußbälle, ein paar Leute schwimmen im Wasser, die Woche klingt aus
10.09.2024
NDB – NKC
Im Auto durch die Wüste
Der Flug wurde gecancelt. Die Maschine musste die mauretanische Fußballnationalmannschaft aus Cap Vert abholen, nachdem ihr Flugzeug technische Probleme hatte
Tja, Prioritäten!
Ein Transporter mit der Aufschrift “Sportpferde”
Pannen
Die eine Straße
Der Wind formt und verzerrt die Landschaft
Der Sand holt sich Mauern zurück, den Asphalt, alles
Am Straßenrand liegen in unregelmäßigen Abständen Rohre und random Baumaterial rum
Schiefe LKWs
Unzählige Windräder, die meisten stehen still
Ein SNIM-Zug, 1km lang?
Links geht’s “nach Marokko”
Mein Telefon begrüßt mich schon im Königreich
Eine Ziege überlegt es sich anders und lässt sich doch nicht überfahren
Zeitweise ist die Landschaft eine monotone, horizontale graue beide Linie
Ein paar Kamele
Regelmäßig unregelmäßig kleine und große Fahrzeuge am Straßenrand, en panne
Ab und zu läuft jemand am Wegrand vorbei. Woher? Wohin?
Immer wieder verlassene, zerfallene Hütten, Häuser, Zelte
Selten auch mal ein neu errichtetes Häuschen
Es war einmal
Ein verkehrsbehindernder Esel
Der Sand orange beige grau fast weiß
Überladene Laster, obendrauf noch ein paar Fahrgäste
Interessante Gespräche mit dem Fahrer über das Leben hier so, bei uns so
“La vie ici, c’est différent.”
11.09.2024
Im Hotel sind Amis, sie haben viele Muskeln und sind sicher auf geheimer Mission, genaues weiß man nicht, wir spekulieren.
Dieser Ort ist merkwürdig
Eine random Mischung aus Offshore-Ölplattform-Mitarbeitern aus England, der mauretanischen Fußballnationalmannschaft, ein paar Asiaten, Franzosen, Afrikanern einiger Länder, einer hat Geburtstag, happy birthday, uns, diesen Amerikanern, bestimmt ein paar mercenaries, vielleicht auch ein paar Missionaren. Die sind jedenfalls in Nouadhibou, die katholische Mission, man fragt sich, wie erfolgreich sie sind.
Ein kleiner Eingang, fast versteck, zwischen großen Matschpfützen, es hatte geregnet hier in Nouakchott.
Dahinter ein fancy Restaurant, klein, exklusiv, man grüßt sich, ein Pool
Die Hotze steht
Selbst draußen, fast unaufhaltbar
Zum Abschied fällt mir eine Riesenkakerlake auf den Kopf
Es wird Zeit, zu gehen
Bilanz:
1 zertretene Maus
1 toter Delfin
1 gencancelter Flug
1 im Flug angefahrener Vogel (sicherlich nicht überlebt)
1001 erzählte Geschichten














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